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Antonia Urban, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach
Ganghoferstr. 80 / 81373 München

Meine Reise nach Wien 
Meine Reise nach Wien konfrontierte mich erneut mit dem Thema Suizid. Ich besichtigte mehrere Museen, unter anderem die Albertina. Die Beschreibung einer Sonderausstellung von Matthew Wong Albertina Ausstellung M.Wong, überflog ich nur oberflächlich. Ich nahm auf, dass es sich um einen chinesisch-kanadischen Künstler handelt, der erst mit Ende zwanzig, seine Leidenschaft für die Malerei entdeckte. Vor allem in Auseinandersetzung mit dem Werken Van Goghs schuf er hochästhetische, gleichzeitig melancholische Landschaften. Erst zum Schluss der Ausstellung wurde im Begleittext erwähnt, dass sich der Künstler mit 35 Jahren das Leben nahm.
Er hatte einen langen Leidensweg mit Depressionen, Autismus und dem Tourettesyndrom. Die Malerei war seine letzte Zuflucht.

Das traurige Lebensende des Malers berührte mich zutiefst, vor allem wieder einmal das Bewusstsein, wie viele Menschen tatsächlich den Suizid als letzten Ausweg sehen und sehr bewusst dem eigenen Leben ein Ende setzen.

❓Für die Hinterbliebenen gibt es meist quälende Fragen, Schuldgefühle, Verzweiflung über das „Nicht erkannt haben“. Ein äußerst schwieriger Weg der Akzeptanz ist zu für die Hinterbliebenen zu gehen.

❗️Im November 2018 schrieb Matthew Wong (1984–2019) in einer Textnachricht, er empfinde eine große Nähe zu van Gogh und dessen Denkweise: „Ich erkenne mich selbst in ihm (Van Gogh) wieder. Die Unmöglichkeit, Teil dieser Welt zu sein“

Wie kann eine Entwicklung zur suizidalen Krise erkennbar sein?
Es gibt verschiedene Modelle die für die Erkennbarkeit, einer möglichen Suizidalität eingesetzt werden können.
Hier folgen die Entwicklungsphasen der suizidalen Krise nach Wilfried Pöldinger (1968 entwickelt, österreichischer Psychiater)
Ein dreiphasiges Modell, das den Verlauf einer suizidalen Krise beschreibt.
Dieses Modell hilft dabei, Warnsignale zu erkennen und frühzeitig Hilfe anzubieten.

❗Die drei Phasen sind:

1. Erwägungsphase

  • Erste suizidale Gedanken tauchen auf, begünstigt durch krisenhafte Zuspitzung der Lebenssituation, soziale Isolierung
  • Die betroffene Person denkt über Suizid nach, ist aber innerlich gespalten (Ambivalenz zwischen Leben und Tod).
  • suggestive Einflüsse (Suizide in der näheren Umgebung)

2. Ambivalenzphase

  • Die suizidalen Gedanken verstärken sich.
  • Länger andauernde Phasen Unschlüssigkeit, Hilferufen, Andeutungen, Drohungen. Bis zu 80% aller Suizide werden direkt oder indirekt angekündigt.
  • Suizidpläne werden konkreter, Vorbereitungen sind möglich.
  • Ein erhöhtes Risiko für einen Suizidversuch besteht.

3. Entschlussphase

  • Eine scheinbare Ruhe tritt ein, da eine Entscheidung für den Suizid getroffen wurde.
  • Nach außen hin wirken die Betroffenen oft gefasst oder sogar erleichtert.
  • Abschiedsbriefe oder andere Vorbereitungen können getroffen werden.
  • In dieser Phase besteht akute Suizidgefahr.

Diese Phasen verdeutlichen, dass Suizidalität ein Prozess ist, der sich entwickelt. Besonders tückisch ist die Entschlussphase, da das Umfeld oft nicht erkennt, dass die Suizidgefahr am höchsten ist. Daher ist es wichtig, in allen Phasen aufmerksam zu sein und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Aktuelles Erklärungsmodell
Ein aktuelleres Modell zur Erklärung von Suizidalität ist das „Interpersonal Theory of Suicide“ (IPTS) von Thomas Joiner (2005). Dieses Modell basiert auf empirischer Forschung und hat in den letzten Jahren große Bedeutung in der Suizidprävention erlangt.

Die drei Kernfaktoren des IPTS:
1. Fehlende Zugehörigkeit („Thwarted Belongingness“)

  • Gefühl der sozialen Isolation und des Nicht-Dazugehörens.
  • Mangel an bedeutsamen sozialen Bindungen.
  • Einsamkeit und das Gefühl, von anderen nicht verstanden zu werden.

2. Erlebte Belastung („Perceived Burdensomeness“)

  • Die Überzeugung, für andere eine Last zu sein.
  • Gefühl, wertlos oder nutzlos zu sein.
  • Fehlinterpretation der eigenen Rolle in sozialen Gruppen oder der Familie.

3. Erworbene Fähigkeit zur Selbsttötung („Acquired Capability for Suicide“)

  • Entwicklung einer erhöhten Schmerz- und Angsttoleranz.
  • Gewöhnung an selbstverletzendes Verhalten oder risikoreiche Situationen.
  • Durch frühere Suizidversuche, Gewalt oder Trauma kann die Angst vor dem Tod abnehmen.

Warum ist dieses Modell wichtig?
📌 Es erklärt, warum nicht jeder mit depressiven Gedanken oder  Problemen suizidgefährdet ist.
📌 Wenn die ersten beiden Faktoren zusammentreffen und die Person eine erhöhte Fähigkeit zur Selbsttötung entwickelt, kann das Suizidrisiko stark ansteigen.
📌 Das Modell hilft, präventive Maßnahmen gezielt einzusetzen, z. B. durch soziale Unterstützung oder das Reduzieren von Risikofaktoren.

❗Handlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote❗
Nehmen Sie mögliche Anzeichen in jedem Fall ernst
✅ Sagen Sie, dass sie sich Sorgen machen. Es kostet für die meisten Menschen große Überwindung konkret zu fragen, ob eine Suizid Absicht besteht. Dennoch ist es wichtig genau nachzufragen. Entgegen den weit verbreiteten Befürchtungen tun sich Suizidgefährdete nicht eher etwas an, weil man mit ihnen darüber spricht.
✅ Im Idealfall kann es dazu kommen, dass sie sich nicht mehr alleine mit ihren Problemen, dafür aber verstanden fühlen.
Manchmal sind die Betroffenen sogar erleichtert, wenn der Gesprächspartner auf das Thema zu sprechen kommt. Die eigenen Ängste etwas Falsches zu sagen oder zu machen, sollten nicht dazu führen, ein solches Gespräch zu vermeiden.

✅ Wichtig ist auch, dass Sie für ein solches Gespräch ausreichend Zeit einplanen und einen Ort auswählen, an dem Sie ungestört sind. Möglicherweise bietet sich ein Spaziergang dafür an.

✅ Wenn sich Ihr Gesprächspartner Ihnen gegenüber öffnet, ist es wichtig, einfach nur zuzuhören und zu versuchen, die Situation des Betroffenen zu verstehen und sich in ihn einzufühlen.

✅ Bitte überschütten Sie ihn nicht gleich mit Kommentaren oder – wenn auch gut gemeinten – Ratschlägen und Lösungsvorschlägen.

✅ Für den Fall, dass der Betroffene tatsächlich Selbstmordabsichten hegt und sie Ihnen mitteilt, ist es zudem wichtig, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen.

✅ Danken Sie der Person für das Vertrauen Ihnen gegenüber und versuchen, die Person zu motivieren, sich professionelle Hilfe von außen zu holen.

✅ Es kann sehr hilfreich sein, weitere Vertrauenspersonen hinzuzuziehen, um sich selbst zu entlasten. Dazu sollten Sie aber zunächst das Einverständnis des Betroffenen einholen, schließlich sollten Sie das Ihnen Anvertraute sehr vertraulich behandeln.

📌 Helfen Sie dabei, professionelle Hilfe zu finden.
📌 Begleiten Sie die betroffene Person zu Beratungsstellen.
📌 Akutfall: Rufen Sie den Notarzt oder den Krisendienst.

Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige:
Krisendienst
Die Arche Suizidprävention und Hilfe in Lebenskrisen
Telefonseelsorge
Münchner Insel

 

 

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